
Am Sonntag den 16.06.2024 war die 100-Jahr-Feier der Enthüllung des von Sebastian Osterrieder geschaffenen Kriegerdenkmals .
Am Sonntag feiert Siegenburg 100 Jahre Enthüllung des Kriegerdenkmals, das vom bekannten gebürtigen Abensberger Bildhauer Sebastian Osterrieder stammt. Vor 100 Jahren war es aufgestellt worden, als Mahnmal an den Krieg und zum Gedenken an die Opfer, die der Erste Weltkrieg mit sich brachte.
Dr. Dr. Maximilian Ohneis, Vorsitzender des Krieger- und Reservistenkameradschaft Siegenburg, hat sich mit der Originalchronik beschäftigt und eine Zusammenfassung geschrieben, die wir hier etwas verändert wiedergeben.
Nach der Heimkehr vieler Soldaten nach dem Ende des Krieges 1914/18 entschloss sich die Gemeinde, mit einen Festakt im Januar 1919 die heimgekehrten Krieger zu ehren. Dies geschah mit Festgottesdienst, großem Umzug und im Anschluss mit gedeckter Tafel im festlich geschmücktem Saal. Am Abend gab es zwei Theateraufführungen, Ansprachen wurden gehalten und Musikkapellen spielten auf.
Bürger sollten Beitrag leisten
Erst Ende November 1919 fassten Mitglieder des Kriegervereins den Beschluss, den gefallenen Kameraden ein bleibendes Andenken zu schaffen. Die Platzfrage stellte sich zunächst als das größere Hindernis dar. Erste Skizzen wurden erstellt und die Kosten mit 12.000 Mark angesetzt. Der Platz bei der Spitzeder Kreuzsäule, die dann zu Gunsten des Denkmals versetzt wurde, war bald Favorit.
Bei der stürmischen Generalversammlung im Dezember 1923 wurde nach heftigen Vorwürfen, das Geld für das Denkmal versoffen zu haben (es war durch Geldentwertung, durch die Hyperinflation nahezu weg) wurde ein Kriegerdenkmalserbauungskomitee gebildet, mit dem Vorsitzenden Georg Lanzl, der sich verpflichtete, nicht zu ruhen und zu rasten, bis das Werk – ein würdiges Kriegerdenkmal zu schaffen – vollendet ist.
Im Februar 1924 – die Rentenmark war eingeführt und die Inflation gestoppt – wurde Osterrieder aus München dazu eingeladen, die möglichen Stellplätze zu begutachten und einen Entwurf für das Denkmal zu schaffen.
Die Gemeindeverwaltung stimmte zu und im März 1924 wurde in der Generalversammlung beschlossen, dass jeder Bürger der Gemeinde einen Tag zu arbeiten hat oder drei Mark in die Vereinskasse zahlen muss.
Der Betonsockel wurde gegossen, die Straße nach Perka hergerichtet und es sollte für jeden Gefallenen eine Linde gepflanzt werden. Lanzl selbst pflanzte 21. Einige dieser Linden stehen heute als Zeugen
dieser Zeit vor der Hopfenhalle.
Am 5. Juni 1924 wurde das Denkmal aus München abgeholt und noch am Abend aufgestellt.
Drei Tage lang gefeiert
Die Vorbereitungen für das anschließende Fest liefen auf Hochtouren. Seine königliche Hoheit Prinz Alfons und Sohn Prinz Clemens, dessen Adjutant General v. Stein nahmen die Einladung zur Enthüllung des Denkmals an und wurden mit dem Auto von München nach Siegenburg chauffiert. Drei Tage dauerten die Festlichkeiten.
Jeder Verein legte einen Kranz nieder, die Liedertafel sang mit Orchesterbegleitung: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, professionelle Redner hielten Ansprachen, im Zug ging es zurück zum Marktplatz, wo seine kgl. Hoheit die Parade aller Vereine abnahm.
Am nächsten Tag war der Weckruf um fünf Uhr früh und nach drei Kanonenschlägen zogen alle Vereine in die Kirche, wo ein feierliches Requiem für die Gefallenen und verstorbenen Vereinsmitglieder abgehalten wurde.
Nach der Kirche setzte sich der Zug in Richtung Denkmal in Bewegung und stellte sich im Halbkreis vor dem Denkmal auf. Zum Lied: „Ich hatt‘ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen zum Zeichen der Trauer und der stille Ernst, der bei dieser Feier von sich ging, machte ein momentanes Stillschweigen deutlich.
Vorstand Lanzl sprach noch einige Dankesworte, bevor die Vereine unter Marschklängen in ihre Lokale zum Frühschoppen marschierten.
Erschaffer: Sebastian Osterrieder gestaltete an vielen Orten Kriegerdenkmäler. 1864 in Abensberg geboren, wurde der Bildhauer später vor allem durch seine Krippen bekannt. Seine „Kaiserkrippe“, die nach mündlicher Überlieferung im Besitz von Kaiser Wilhelm II. gewesen sein soll. ist eine der bekanntesten Krippen. Im Dezember 2023 wurde die Kaiserkrippe an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in Potsdam verliehen und am historischen Standort im Grottensaal des Neuen Palais aufgestellt. Sie ist im Stadtmuseum ausgestellt.
Text: Lucia Pirkl ( Redakteurin | Lokalredaktion Kelheim (Abensberg) | Mittelbayerische Zeitung )